Wir sind ein Volkswagen. Autos und Menschen in der Wendezeit

24.01.2023 Clemens Tangerding

Der Trabant ist ein beliebtes Fotomotiv für die Darstellung der Wiedervereinigung. Doch das Symbol trügt. Die Bürger*innen der DDR haben sich schnell von ihren alten Autos verabschiedet, um sich einen Wagen aus dem Westen zu kaufen. Während die politische Einheit schnell hergestellt war, gestaltete sich die wirtschaftliche Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten deutlich schwieriger. Dieser Artikel nimmt Fotos von Menschen und Autos in der Wendezeit in den Blick und illustriert damit die Herausforderungen der Zeit.

Am Abend des 9. November 2019 hat der „Mauer-Trabi“ einen großen Auftritt. Ein CNN-Reporter steht vor dem berühmten Bild der Künstlerin Birgit Kinder an der Berliner East Side Gallery und berichtet live von den Feierlichkeiten zum 30. Jahrestag des Mauerfalls.

Gleichzeitig begegnen einige Deutsche demselben Bildmotiv auch in ihren Briefkästen. Eine große Warenhauskette hat den „Mauer-Trabi“ 2019 großformatig auf der Titelseite ihres Reklamehefts abgedruckt, um für ihr Angebot zur Jubiläumswoche zu werben: „Jetzt spart zusammen, was zusammen gehört!“

Der Trabant, der die Mauer „durchbricht“, suggeriert für einige Betrachter*innen, die Ostdeutschen hätten „den Westen“ in ihren Trabis erobert. Als hätten sie einen Teil der DDR mit in den Westen genommen. Als hätte der Trabi sie in ihr neues Leben begleitet.  Andere sehen in dem Trabi eher ein Sinnbild für den Untergang der DDR und die marode Wirtschaft des Landes – ein Auto aus Pappe und Plastik, das mit den Premiummodellen aus der Bundesrepublik nicht konkurrieren konnte.

DDR-Bürger*innen gehen auf die Straße

Ob man den Trabant für ein Symbol der Eroberung des Westens oder für die missliche Lage der DDR-Wirtschaft hält: Für die Ikonographie der Friedlichen Revolution ist zu Beginn der Friedlichen Revolution nicht das Auto zentral, sondern der Mensch in der Masse. Verfolgt man das Ende der DDR anhand von Fotomotiven, fällt auf, dass gerade zu Beginn der Montagsdemonstrationen große Gruppen an unterschiedlichen Orten zu sehen sind. Die Bürger*innen haben die Sicherheit des Privaten verlassen und sich nach draußen begeben, um gegen die politischen Verhältnisse in der damaligen DDR zu protestieren.

Die Montagsdemonstrationen gingen aus den Montagsgebeten hervor. Wie in einigen anderen Städten der DDR trafen sich auch in Leipzig in den 1980er Jahren Menschen zu regelmäßigen Gebeten für den Frieden. Die Gebete besaßen also eine politische Dimension. In Leipzig fanden Montagsgebete ab 1982 statt. In die Leipziger Nikolaikirche kamen montagabends nicht nur Vertreter*innen der DDR-Friedensbewegung, sondern auch Intellektuelle und Ausreisewillige. Am 4. September 1989 fanden sich 1.200 Menschen zusammen, um für eine Reform des Staates zu protestieren. Dies taten sie vor den Fernsehkameras vieler westlicher Journalist*innen. In Leipzig fand gerade die Herbstmesse statt. Die Präsenz von Medienvertreter*innen entwickelte sich zu einem wichtigen Erfolgsfaktor der Montagsdemonstrationen (Mählert 1998).

 

Die Entwicklung der Montagdemonstrationen

Die Anwesenheit von Journalist*innen bietet einen gewissen Schutz, schürt aber auch Ängste. Auf Norbert Vogels Foto einer Demonstration in Leipzig fällt zunächst eine Frau ins Auge, die das Porträt eines Inhaftierten in den Händen hält. Sieht man genauer hin, entdeckt man zahlreiche skeptische Blicke anderer Anwesender in Richtung des Fotografen: Ist er ein Stasi-Mitarbeiter oder einer von uns? Vielleicht laufen und stehen die Menschen deshalb so dicht beieinander, damit sie im Verborgenen bleiben.

 

Bei einigen Versammlungen ist der Fotograf Harald Hauswald zugegen. Sein Bild zeigt die Erlöserkirche in Berlin-Lichtenberg – gefüllt bis auf den letzten Platz. Die Menschen sind nicht in erster Linie zum Beten in das Gotteshaus gekommen, sondern für eine Veranstaltung der Friedensbewegung. Wie viele Gotteshäuser in der DDR hat sich auch die Erlöserkirche in einen Ort der Opposition verwandelt, in einen Raum des friedlichen Widerstands gegen das SED-Regime.

Auf einem anderen Foto ist die Schriftstellerin Daniela Dahn bei einer Lesung in der Umweltbibliothek in Berlin-Mitte zu sehen. Dicht an dicht sitzen die Menschen um die Tische herum. Wie in der Kirche, so zeigt es Hauswald, sind auch hier viel mehr Zuhörer*innen gekommen als erwartet.

Auch auf Norbert Vogels Aufnahmen der Montagsdemonstrationen drängen Menschen sich zusammen. Die Schwarz-Weiß-Fotos zeigen die Leipziger*innen als einen breiten Strom, der auch die größten Plätze und Straßen der Stadt „flutet“. Die Menschen schreiten unaufhörlich voran. Viele Aufnahmen der Demonstrationen sind aus einiger Entfernung entstanden. Dieser auffällig distanzierte Standpunkt verleiht den Bildern eine ängstliche, gar misstrauische Note. Schließlich fürchteten die Fotograf*innen, bei ihrer Arbeit gesehen und schlimmstenfalls verhaftet zu werden.

Besonders deutlich wird dies auf einem Foto, das Harald Hauswald von einer Montagsdemonstration im Dezember 1989 auf dem Leipziger Augustusplatz gemacht hat.

Die abgelichteten Kerzen auf dem Geländer lenken den Blick unweigerlich auf das Lichtermeer auf dem Augustusplatz. Das Bild gibt aber noch mehr preis: In der Fensterscheibe spiegelt sich ein Wandgemälde aus dem Treppenhaus des Leipziger Gewandhauses. Davor steht der Fotograf. Hauswald blickt von seinem Standpunkt hinter der Glasfassade auf die Menge hinab. Mehr noch: Seine im Fenster sichtbare Silhouette macht ihn selbst zum Akteur. Das Foto zeigt also nicht nur eine Demonstration, es ist selbst Teil des Protests. 

Die Währungsunion wird zum bedeutenden Thema

Die Montagsdemonstrationen erzielten eine Wirkung, die bei der ersten Kundgebung am 4. September 1989 noch niemand zu träumen gewagt hätte. Bis zum Jahresende schlossen sich Millionen von Bürger*innen den Protestmärschen an. Die Bewegung dehnte sich auch räumlich aus. Es gab Demonstrationen in den großen Städten, aber auch in kleinen Gemeinden wie dem brandenburgischen Luckenwalde.
Die Demonstrant*innen setzten die Politik zunehmend unter Druck, doch nicht nur die Menschen auf der Straße zwangen die Politik der DDR zum Handeln. Die schrittweise Öffnung der ungarisch-österreichischen Grenze zwischen Mai und September 1989 erhöhte den Handlungsbedarf der DDR-Regierung zusätzlich. Schon lange war der Staatsführung klar, dass die wirtschaftliche Talfahrt ihres Landes nicht mehr aufzuhalten war. Neu war im Jahr 1989, dass viele Bürger*innen sich nicht mehr mit Parolen hinhalten ließen und einige gänzlich das Vertrauen in ihre Regierung verloren hatten.  
Gerade die wirtschaftliche Überlebensfähigkeit der DDR beschäftigt die Menschen. Denn nur die Aussicht auf einen gewissen Lebensstandard für die Bürger*innen der DDR im eigenen Land kann eine Massenflucht in den Westen noch verhindern. Immerhin sind die Grenzen seit dem 9. November 1989 offen. Noch vor der Grenzöffnung hatten mehr als 340.000 Menschen die DDR verlassen, entweder über Drittländer wie Ungarn und Österreich oder durch direkte Übersiedlung in die Bundesrepublik. Die massenhafte Flucht stellt auch die DDR-Wirtschaftspolitik vor Herausforderungen. Die mangelhafte Produktivität und das geringe Lohnniveau drohen die Situation weiter zu verschlechtern. Es steht zu befürchten, dass die Betriebe wegen der Abwanderung ihrer Angestellten die Arbeit einstellen müssen.
 

Da eine Besserung der wirtschaftlichen Lage nicht in Sicht ist, bekommt die Frage nach der Zukunft der Währung eine besondere Bedeutung. Ein Beitritt der DDR zur Bundesrepublik würde zwar die Wirtschaftskraft der DDR-Unternehmen nicht erhöhen, aber die DDR zum Teil eines erfolgreichen Wirtschaftsraums machen. Außerdem könnte ein günstiger Wechselkurs die Kaufkraft der DDR-Bevölkerung erhöhen, ohne dass die Volkswirtschaft sich erst erholen musste.  
In den ersten Monaten des Jahres 1990 wird daher die Frage der Währungsunion zentral für die Regierungen beider deutscher Staaten.

Die Drohung, massenhaft das Land zu verlassen, ist ein starker Trumpf in den Händen der Bürger*innen. Sie fühlen sich bestärkt, dass sie auch gegenüber der Regierung der Bundesrepublik Forderungen erheben können. Auf Bettlaken schreiben sie: „Kommt die DM, bleiben wir, kommt sie nicht, geh‘n wir zu ihr!“

Menschen am Tag der Währungsunion als Fotomotiv

Ein Blick auf die Fotografien vom 1. Juli 1990, dem Tag der Währungsunion, zeigt, wie intensiv die Umstellung auf West-Mark bildlich festgehalten wird. Regine Richter etwa hat den Augenblick vor dem großen Moment in Dresden eingefangen: Diszipliniert stehen die Dresdner*innen hintereinander vor der Sparkassen-Filiale am Neustädter Markt, um dort D-Mark zu tauschen.

 

Harald Hauswald dagegen hat den Moment nach dem Umtausch eingefangen. Eine Frau streckt freudestrahlend einen 100-Mark-Schein in die Luft. Ein Mann hält ihren Arm nach oben, als wäre der Geldschein ein Pokal. Über ihnen zeigt sich der Berliner Nachthimmel, denn die Deutsche Bank-Filiale am Alexanderplatz hatte schon um Mitternacht ihre Türen geöffnet. Auf zahlreichen weiteren Fotografien fächern Menschen die neuen Scheine für den Fotografen auf, damit jede einzelne Banknote zu sehen ist.

Anders als auf den Fotos der Demonstrationen stehen nun einzelne Personen im Vordergrund. Ihr Gesichtsausdruck hat sich verändert. Die verhaltenen, mitunter misstrauischen Blicke sind lachenden Gesichtern gewichen. Verschwunden ist der Drang, sich in der Menge zu verstecken und in der schützenden Masse aufzugehen. Ließ sich der Protest nur in der Masse äußern, empfindet Glück nun jede und jeder für sich.

Die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR trat am 01. Juli 1990 in Kraft und schloss die die Einführung der D-Mark in der DDR ein, obwohl Ökonomen davon abgeraten hatten. Die „fünf Wirtschaftsweisen“, ein Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, legte einen behutsameren Übergang nahe. So sollte verhindert werden, dass die DDR-Betriebe durch die Aufwertung der Währung – und damit ihrer Kosten – endgültig konkurrenzunfähig gegenüber den Westbetrieben wurden.
Für die DDR-Bürger*innen ist der Umtauschkurs im Verhältnis eins zu eins zumindest kurzfristig sehr vorteilhaft, da er ihre Ersparnisse von einem Moment auf den anderen aufwertete. Dies ermöglicht es, lang ersehnten Westprodukte kaufen zu können. Da jedoch auch die Gehälter im Verhältnis eins zu eins angepasst werden, erhöhen sich die Lohnkosten für die Betriebe dramatisch. Der Protest der DDR-Bürger*innen gegen eine Umtauschquote, die der realen Kaufkraft der DDR-Wirtschaft entsprochen hätte, war erfolgreich. Doch die DDR-Bürger*innen hatten eine flüchtige Wohlstandsillusion gegen eine nachhaltige Depression eingetauscht.

Trabanten verschwinden von den Straßen

Der paritätische Umtausch führt zu einer eigenartigen Entwicklung. In der DDR ist das Angebot von in der DDR produzierten Waren plötzlich größer als die Nachfrage nach diesen. Zwar war der Trabant auch vor der Umstellung technisch gegenüber den „West-Autos“ nicht konkurrenzfähig. Doch erst jetzt sind die DDR-Bürger*innen dazu in der Lage, sich ein Modell aus der Bundesrepublik tatsächlich zu kaufen.

Die Menschen sind nicht mehr interessiert an Produkten, auf die sie kurz zuvor noch jahrelang hatten warten müssen. Das trifft insbesondere auf den „Plastebomber“ zu, wie der Trabi wegen seiner Kunststoff-Karosse im Volksmund genannt wird. Hersteller wie der VEB Sachsenring oder der VEB Automobilwerk Eisenach, wo der Wartburg produziert wird, bleiben auf ihren Neuwagen sitzen. Selbst ein Preisnachlass von 50 Prozent kann den Absatz nicht mehr ankurbeln. Die Nachfrage bricht ein, es entsteht ein Überangebot. Der Fotograf Martin Langer hat das Elend der DDR-Autos dokumentiert. Seine Fotos zeigen aufgerissene und ausgebrannte Wracks. Was sollte mit den Trabis vom VEB Sachsenring passieren? Seit Produktionsbeginn im Jahr 1957 waren immerhin etwa drei Millionen Exemplare vom Band gelaufen. Spitzenreiter ist das Modell 601 mit 2,8 Millionen ausgelieferten Fahrzeugen. Zum Vergleich: Der Volkswagen-Konzern verkaufte in der Zeit zwischen 1983 und 1991 ingesamt 6,3 Millionen Exemplare des VW Golf II, allerdings weltweit.

 

Die Ostdeutschen, die sich ein „West-Auto“ anschaffen wollen, können ihre Trabis nicht in Zahlung geben. Westdeutsche Autohändler verlangen bis zu 500 West-Mark für die Entgegennahme der DDR-Autos. Nur wenige Schrotthändler kaufen die ausgemusterten Wagen, denn sie handeln mit Metall, nicht mit Plastik. Während die Unternehmen und das Umweltbundesamt noch über Verwertungskonzepte beraten, entledigen sich viele ihres Wagens auf pragmatische Weise. Manche lassen ihn einfach auf der Straße stehen und schrauben die Nummernschilder ab. Besonders findige Autobesitzer*innen verkaufen ihren 601 ins östliche Ausland. In der Tschechoslowakei, in Polen, in Jugoslawien und Ungarn wird der Trabant nach 1989 ein regelrechter Verkaufshit.

Autohändler aus dem Westen nutzen die Gunst der Stunde und sichern sich Standorte auf dem Gebiet der ehemaligen DDR, das nach der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 in den fünf „neuen Bundesländern“ aufgeht. In „Ostdeutschland“ bieten Unternehmen und Autokonzerne innerhalb kurzer Zeit gebrauchte Wagen an. Bereits im Juli 1990 betreibt Volkswagen 420 Standorte für Neu- und Gebrauchtwagen. Doch die Preise sind in den neuen Bundesländern höher als in der Bundesrepublik, da sich die Händler*innen den Transport ihrer Wagen in die DDR von den Käufer*innen bezahlen lassen. Viele DDR-Bürger*innen nutzen daher die neue Reisefreiheit und fahren in die ehemalige Bundesrepublik, um dort ein neues Auto für die Familie zu kaufen. Die Auswahl ist dort ohnehin viel größer.
Auf dem Foto von Roland Bunge, aufgenommen in Dresden-Löbtau, ist eine interessante Szene zu sehen: Von sieben Menschen, die an der Baulücke mit Gebrauchtwagenmarkt vorbeilaufen, schauen fünf auf die Wagen hinter dem Zaun.

Einen kommerziellen Gebrauchtwagenmarkt hatte es in der DDR nicht gegeben. Bis 1989 war es nicht vorgesehen, einen Trabant zu entsorgen. Neuwagen, die den alten Wagen hätten ersetzen können, existierten nicht. Wenn das Auto kaputt war, wurde es repariert oder bis zur letzten Schraube wiederverwertet. Nun aber florierte der Gebrauchtwagenhandel. Die Verkaufsgespräche zwischen den Käufer*innen aus der DDR und den Verkäufer*innen aus der Bundesrepublik sind oft die ersten zwischenmenschlichen Kontakte, bei denen beide Seiten miteinander ins Geschäft kommen. Für die Westdeutschen steht dabei deutlich weniger auf dem Spiel als für die Ostdeutschen. Letztere investieren viel Geld, um sich ihren Traum vom Volkswagen zu erfüllen. Für die westdeutschen Verkäufer*innen – ob Privatperson oder Unternehmen – birgt der Handel kein Risiko. Im Gegenteil, die Preise, die sie für ihre Karossen verlangen, sind exorbitant. Das schlechte Geschäft wird also auf der Seite der ehemaligen DDR-Bürger*innen gemacht.
Reparaturwerkstätten in Ostdeutschland profitierten vom Boom der West-Autos. Auf einem Foto von Ivo Petrík ist eine Werkstatt in Dippoldiswalde zu erkennen, in der bislang nur Barkas-Wagen repariert wurden. Nun hängt ein VW-Logo an der Vorderseite der Werkstatt.

Auf Martin Langers Foto sind Männer zu sehen, die einen West-Fernseher in ihrem viel zu kleinen Trabi verstauen. Bald wird auch dieser Trabi aus dem Straßenbild verschwunden sein.

Mit dem Kauf der West-Autos hat die Reise der DDR-Bürger*innen in ihrem Standardauto ein vorläufiges Ende gefunden. Das Leben als Bürger*innen der wiedervereinigten Bundesrepublik eröffnet vielen neue Möglichkeiten, verlangt aber auch eine schnelle Anpassung an die neuen Verhältnisse - sowohl in wirtschaftlicher als auch in politischer Hinsicht. Aber eines steht fest: Der Trabi kommt in diesem Leben nicht mehr vor. Er überlebt nur noch als Fotomotiv. 

Mit nichts außer sich selbst waren sie auf die Straßen gegangen. Was sie antrieb, war ein gemeinsames Ziel – etwas, das die Bürger*innen des ganzen Landes betraf. Monate später haben sich die Demonstrationszüge aufgelöst, haben sich die Protestierenden in die langen Schlangen vor den Bankfilialen eingereiht. Spätestens in diesem Moment verlassen sie den öffentlichen Raum und kehren ins Private zurück. Ihre Wünsche sind nun nicht mehr politisch.

Literatur:

Blausäure im Brikett. Umweltproblem Trabi: Der unverwüstliche Werkstoff Duroplast kann weder verbrannt noch verschrottet werden, in: Der Spiegel 33 (1990)

Elke Kimmel, West-Berlin. Stimmungsbilder aus dem letzte Jahr, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Bd. 35-37 (2019), S. 40-46.

Birgit Müller, Die Entzauberung der Marktwirtschaft. Ethnologische Erkundungen in ostdeutschen Betrieben, Frankfurt/Main 2003

Markus Mechnich, Der große Auto-Rausch, in: Der Tagesspiegel, 09.11.2014

Ulrich Mählert, Kleine Geschichte der DDR, München 1998

Norbert F. Pötzl, „Halleluja D-Mark", in: Der Spiegel, 01.07.2020

Wolfgang Seibel, Verwaltete Illusionen, 2005

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